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Ridvan Botschaften : 2010-167BE
Das Universale Haus der Gerechtigkeit
Ridvan 2010 / 167BE
An die Bahá’í der Welt
Innig geliebte Freunde,

Unsere Herzen sind erfüllt von Bewunderung für die Anhänger Bahá’u’lláhs, und wir sind erfreut bekanntzugeben, dass zur Eröffnung dieser höchst freudigen Ridvan-Zeit auf jedem Kontinent ein frischer Zugang weiterer intensiver Wachstumsprogramme auf den Weg gebracht worden ist, was deren Gesamtzahl über die Marke von 1500 hebt und das Ziel des Fünfjahresplans ein Jahr vor seinem Abschluss sicherstellt. Wir neigen unsere Häupter in Dankbarkeit vor Gott für diese erstaunliche Errungenschaft und diesen herausragenden Sieg. Alle, die im Feld gearbeitet haben, werden die Gnadengabe zu schätzen wissen, die Er Seiner Gemeinde verliehen hat, in dem Er ihr ein volles Jahr gewährte, um das nun überall eingerichtete Muster der Ausbreitung und Festigung zu verstärken in Vorbereitung auf die Aufgaben, zu denen sie in dem nächsten weltweiten Unternehmen aufgerufen sein werden – ein Plan von fünfjähriger Dauer und der Fünfte in Folge, dessen ausdrückliches Ziel die Förderung des Prozesses des Beitritts in Scharen ist.

2 Während wir anlässlich dieses festlichen Ereignisses innehalten, fühlen wir uns bewegt, deutlich zu machen, dass das, was eine solch tiefe Empfindung von Stolz und Dankbarkeit in unse-ren Herzen hervorruft, nicht so sehr die numerische Meisterleistung ist, die Sie errungen haben, so beeindruckend sie auch ist, sondern es ist eine Verbindung von Entwicklungen auf einer grundlegenderen kulturellen Ebene, für die diese Errungenschaft zeugt. Die bedeutendste, die wir unter ihnen beobachtet haben, ist die zunehmende Fähigkeit der Freunde, mit anderen über geistige Angelegenheiten in Austausch zu treten und ungezwungen über die Person Bahá’u’lláhs und Seine Offenbarung zu sprechen. Sie haben gut erfasst, dass Lehren ein Grunderfordernis freigebigen Lebens ist.

3 In Botschaften jüngeren Datums haben wir der Freude Ausdruck verliehen, Zeugen eines weltumspannenden stetigen Anstiegs im Tempo des Lehrens zu sein. Die Erfüllung dieser grundlegenden geistigen Verpflichtung des einzelnen Gläubigen war immer und wird weiterhin ein unverzichtbares Kennzeichen des Bahá’í-Lebens sein. Was die Etablierung von 1500 intensiven Wachstumsprogrammen deutlich gemacht hat, ist, wie beherzt und wohlbedacht die Gläubigen außerhalb des unmittelbaren Familien- und Freundeskreises auftreten, bereit, sich von der Hand des Allbarmherzigen zu empfänglichen Seelen führen zu lassen, in welcher Gegend sie auch wohnen mögen. Sogar die bescheidensten Schätzungen zeigen, dass es nun Zehntausende sind, die an wiederkehrenden Kampagnen teilnehmen, um Freundschaftsbande auf der Grundlage gemeinsamen Verständnisses mit denjenigen zu knüpfen, die sie vorher als Fremde betrachteten.

4 In ihrem Bemühen, die Grundlagen des Glaubens klar und unmissverständlich zu präsentieren, haben die Gläubigen in hohem Maße von dem anschaulichen Beispiel im Ruhi-Buch 6 profitiert. Wo immer die der Darlegung zugrunde liegende Logik verstanden und dem Drang widerstanden wird, daraus ein Schema zu machen, entsteht eine Zwiesprache zwischen zwei Seelen – eine Zwiesprache, die gekennzeichnet ist durch die Tiefe des erreichten Verständnisses und der besonderen Beziehung, die aufgebaut wird. In dem Maße, in dem das Gespräch über die erste Begegnung hinaus weiter geführt wird und wahrhafte Freundschaften entstehen, kann eine Lehrbemühung dieser Art ein Katalysator für einen andauernden Prozess geistiger Wandlung werden. Ob der erste Kontakt mit solch neu gefundenen Freunden eine Einladung auslöst, sich der Bahá’í-Gemeinde anzuschließen oder an einer ihrer Aktivitäten teilzunehmen, ist nicht übermäßig wichtig. Wichtiger ist, dass sich jede Seele willkommen fühlt, sich der Gemeinde mit Beiträgen zur Besserung der Gesellschaft anzuschließen und damit einen Pfad des Dienstes an der Menschheit zu beschreiten, auf dem am Anfang oder auch später die formale Aufnahme stattfinden kann.

5 Die Bedeutsamkeit dieser Entwicklung sollte nicht unterschätzt werden. Sobald in einem Cluster ein beständiges Handlungsmuster eingerichtet worden ist, sollte die Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden, es durch ein Netzwerk von Mitarbeitern und Bekanntschaften breiter auszudehnen, während zugleich die Kräfte auf kleinere Gruppen der Bevölkerung fokussiert werden, von denen jede ein Zentrum intensiver Aktivität werden sollte. In einem städtischen Cluster wird ein solches Aktivitätszentrum am besten in den Grenzen einer Nachbarschaft festgelegt werden; in einem vorwiegend ländlichen Cluster würde ein kleines Dorf einen geeigneten sozialen Raum für diesen Zweck abgeben. Jene, die in diesen Gebieten dienen, sowohl die Bewohner vor Ort als auch die Reiselehrer, würden richtigerweise ihre Arbeit unter dem Gesichtspunkt des Gemeindeaufbaus betrachten. Ihre Lehrbemühungen mit Etiketten wie „von Tür zu Tür“ zu betiteln, obwohl vielleicht der erste Kontakt einschließen mag, dass Bewohner eines Hauses ohne vorherige Terminabsprache besucht werden, würde einem Prozess nicht gerecht, der darauf zielt, die Fähigkeit einer Bevölkerungsgruppe zu heben, ihre geistige, soziale und intellektuelle Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Die Aktivitäten, die diesen Prozess antreiben und bei denen neu gefundene Freunde eingeladen sind, sich zu engagieren – Treffen, die den auf Andacht ausgerichteten Wesenszug einer Gemeinde stärken; Klassen, die die zarten Herzen und Seelen von Kindern nähren; Gruppen, die die aufbrandenden Energien der Juniorjugend kanalisieren, Studienkreise, die offen für alle sind und die es Menschen verschiedener Herkunft ermöglichen, gleichberechtigt Fortschritte zu machen und die Anwendung der Lehren auf ihre individuellen und gemeinsamen Lebensverhältnisse zu entdecken – können für ihre Betreuung durchaus einer gewissen Zeit der Unterstützung von außerhalb bedürfen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Vervielfachung dieser Kernaktivitäten bald durch menschliche Ressourcen aus der Nachbarschaft oder dem Dorf selbst aufrecht erhalten wird – durch Männer und Frauen, die bestrebt sind, die materiellen und geistigen Bedingungen ihrer Umgebung zu verbessern. Allmählich sollte dann der Rhythmus eines Gemeindelebens entstehen, der im rechten Verhältnis zur Kapazität einer wachsenden Kerngruppe einzelner steht, die Bahá’u’lláhs Vision einer neuen Weltordnung hingegeben ist.

6 In diesem Rahmen zeigt sich Empfänglichkeit an der Bereitwilligkeit, am Prozess der Gemeindebildung teilzunehmen, welcher durch die Kernaktivitäten in Gang gesetzt wurde. Wo ein intensives Wachstumsprogramm nun auf den Weg gebracht worden ist, stehen die Freunde Cluster für Cluster in diesem kommenden Jahr vor der Aufgabe, unter einer oder mehreren empfänglichen Bevölkerungsgruppen zu lehren, eine direkte Methode in ihrer Darlegung der Grundlagen des Glaubens anzuwenden und solche Seelen zu finden, die sich danach sehnen, die ihnen von der Gesellschaft aufgezwungene Lethargie abzuschütteln und Seite an Seite in ihrer Nachbarschaft und ihren Dörfern einen Prozess gemeinsamer Wandlung zu beginnen. Wenn die Freunde in ihren Bemühungen nicht lockerlassen, die Wege und Methoden der Gemeindebildung in einem überschaubaren Umfeld auf diese Weise zu erlernen, dann rückt das langersehnte Ziel universeller Teilnahme an den Angelegenheiten des Glaubens, dessen sind wir sicher, in ganz beträchtlichem Maße in Reichweite.

7 Um dieser Herausforderung zu begegnen, werden die Gläubigen und die Institutionen, die ihnen dienen, den Institutsprozess im Cluster zu stärken haben, indem sie innerhalb seiner Grenzen die Zahl derer erheblich steigern, die fähig sind, als Tutoren von Studienkreisen zu dienen. Denn es sollte Folgendes bedacht werden: Die Gelegenheit, die sich nun den Freunden eröffnet, in Nachbarschaften und Dörfern ein pulsierendes Gemeindeleben aufzubauen, das von einer so starken Zielstrebigkeit gekennzeichnet ist, wurde nur durch entscheidende Entwicklungen ermöglicht, die sich innerhalb des letzten Jahrzehnts in jenem Aspekt der Bahá’í-Kultur ereignet haben, der mit Vertiefung verbunden ist.

8 Als wir im Jahr 1995 zur weltweiten Einrichtung von Trainingsinstituten aufriefen, bestand in der Bahá’í-Gemeinde das am weitesten verbreitete Muster zur Unterstützung des einzelnen Gläubigen, seine Kenntnisse über den Glauben zu vertiefen, vornehmlich aus gelegentlichen Kursen und Klassen unterschiedlicher Dauer zu einer Vielfalt von Themen. Dieses Muster hatte den Bedarf einer weltweit in Entstehung begriffenen Bahá’í-Gemeinde angemessen gedeckt, die zahlenmäßig relativ klein und vorrangig mit ihrer geographischen Ausbreitung rund um den Globus befasst war. Wir machten zu dieser Zeit allerdings deutlich, dass eine andere Herangehensweise an das Studium der Schriften Gestalt anzunehmen habe, eine, die viele zum Handeln anspornen würde, wenn der Prozess des Eintritts in Scharen spürbar beschleunigt werden sollte. In diesem Zusammenhang forderten wir, dass Trainingsinstitute einer ständig wachsenden Zahl von Gruppen von Gläubigen beim Dienst an der Sache behilflich sein sollten, indem sie durch Kurse das Wissen, die Einsichten und die Fertigkeiten vermitteln, welche benötigt werden, um die mit beschleunigtem Wachstum und Festigung verbundenen zahlreichen Aufgaben bewältigen zu können.

9 Die Schriften des Glaubens zu lesen und danach zu streben, ein zunehmend angemesse-neres Verständnis der Bedeutung von Bahá’u’lláhs überragender Offenbarung zu erlangen, sind Verpflichtungen, die allen Seinen Anhängern auferlegt sind. Alle sind gehalten, in den Ozean Seiner Offenbarung einzutauchen und im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Neigungen an den Perlen der Weisheit teilzuhaben, die darin enthalten sind. In diesem Licht sind auf natürliche Weise und als markante Aspekte des Bahá’í-Lebens örtliche Vertiefungsklassen, Winter- und Sommerschulen und speziell arrangierte Versammlungen entstanden, in welchen einzelne in den Schriften bewanderte Gläubige anderen Einsichten zu besonderen Themen vermitteln konnten. So wie die Gewohnheit des täglichen Lesens ein wesentlicher Bestandteil des Bahá’í-Seins bleiben wird, so werden diese Arten des Studiums weiterhin ihren Platz im Gemeindeleben behalten. Aber das Verständnis für die Auswirkungen der Offenbarung sowohl hinsichtlich individuellen Wachstums als auch sozialen Fortschritts wird sich mannigfach steigern, wenn Studium und Dienst verbunden und gleichzeitig verrichtet werden. Dort, im Feld des Dienstes, wird das Wissen geprüft, Fragen ergeben sich aus der Praxis heraus, und neue Ebenen des Verständnisses werden erreicht. Durch das System des Fernunterrichts, das nun in einem Land nach dem anderen eingeführt wurde – dessen wesentliche Elemente den Studienkreis, den Tutor und den Lehrplan des Ruhi-Instituts einschließen –, hat die weltweite Bahá’í-Gemeinde die Fähigkeit erlangt, Tausende, nein Millionen zu befähigen, die Schriften in kleinen Gruppen zu studieren mit dem ausdrücklichen Zweck, die Bahá’í-Lehren in die Realität zu übertragen, und die Arbeit des Glaubens zu seiner nächsten Stufe voran zu bringen: beständig anhaltende Ausbreitung und Festigung in großem Maßstab.

10 Lasst niemanden versäumen, die so geschaffenen Möglichkeiten wertzuschätzen. Passivität wird durch die Kräfte der heutigen Gesellschaft gezüchtet. Ein Verlangen, unterhalten zu werden, wird von Kindheit an genährt, so dass mit wachsender Wirksamkeit Generationen herangebildet werden, die willens sind, sich der Führung durch wen auch immer zu überlassen, wenn er sich nur als geschickt genug erweist, oberflächliche Gefühle anzusprechen. Sogar in vielen Bildungssyste-men werden Schüler behandelt, als seien sie Gefäße, dazu bestimmt, Informationen aufzunehmen. Dass die Bahá’í-Welt es geschafft hat, eine Kultur zu entwickeln, die einen Weg des Denkens, Studierens und Handelns fördert, bei dem alle sich auf einem gemeinsamen Pfad des Dienstes sehen – einander unterstützend und gemeinsam fortschreitend, voll Respekt vor dem Wissen, das jemand zu irgendeinem Zeitpunkt besitzt, und die Tendenz vermeidend, die Gläubigen in solche Kategorien wie vertieft und unwissend zu unterteilen – ist eine enorme Errungenschaft. Und darin liegt die Dynamik einer unwiderstehlichen Bewegung.

11 Unbedingt erforderlich ist hierbei, dass die Qualität des Bildungsprozesses, welcher auf der Ebene des Studienkreises gefördert wird, im Laufe des nächsten Jahres deutlich angehoben wird, damit das Potenzial örtlicher Bevölkerungsgruppen, solche Dynamik zu schaffen, freigesetzt wird. Viel fällt denen zu, die in dieser Hinsicht als Tutoren dienen. Sie sind aufgerufen, eine Umgebung zu schaffen, wie sie in den Institutskursen vorgesehen ist, eine Umgebung, die für die geistige Befähigung der Teilnehmer zuträglich ist, die sich dadurch als aktive Gestalter ihres eigenen Lernprozesses sehen, als Akteure eines ununterbrochenen Bemühens, Wissen anzuwenden um individuelle und kollektive Wandlung zu bewirken. Wenn dies nicht gelingt – ganz gleich, wie viele Studienkreise in einem Cluster gebildet werden –, wird die Kraft, die notwendig ist um Wandel voranzutreiben, nicht generiert.

12 Wenn die Arbeit der Tutoren immer höhere Stufen der Vortrefflichkeit erreichen soll, muss man daran denken, dass die hauptsächliche Verantwortung für die Entwicklung menschlicher Ressourcen in einer Region oder einem Land beim Trainingsinstitut liegt. Hand in Hand mit dem Bemühen, die Anzahl seiner Teilnehmer zu erhöhen, muss das Institut als Struktur – von der Leitung über die Koordinatoren auf den verschiedenen Ebenen, bis hin zu den Tutoren an der Basis – ebenso großen Nachdruck auf die Effektivität des Systems in seiner Gesamtheit legen, denn letzten Endes wird die beständige quantitative Zunahme vom qualitativen Fortschritt abhängig sein. Auf der Cluster-ebene müssen die Koordinatoren sowohl praktische Erfahrung wie auch Dynamik einbringen bei ihren Bemühungen, diejenigen, die als Tutoren dienen, zu begleiten. Sie sollten regelmäßige Treffen für die Tutoren einberufen, wo diese über ihre Bemühungen reflektieren. Einzelne Treffen, die organisiert werden, um das Studium ausgewählter Stellen aus dem Institutsmaterial zu wiederholen, können manchmal hilfreich sein, solange sie nicht das Bedürfnis für unaufhörliche Ausbildung wecken. Die Fähigkeiten eines Tutors entwickeln sich fortschreitend, sobald ein Einzelner das Handlungsfeld betritt und durch das Studium der Kursfolge und Anwendung ihrer praktischen Komponente andere unterstützt, zum Ziel der gegenwärtigen Serie globaler Pläne beizutragen. Während Männer und Frauen verschiedener Altersstufen in der Kursfolge fortschreiten und mit Hilfe der Tutoren ihr Studium der einzelnen Kurse abschließen, müssen andere bereitstehen, um sie in ihren Diensten zu begleiten, die sie gemäß ihrer Stärken und Interessen unternehmen – vor allem die Koordinatoren, die für Kinderklassen, für Juniorjugendgruppen und für Studienkreise verantwortlich sind – Dienste, die unabdingbar sind für das Fortbestehen des Systems selbst. Sicherzustellen, dass ein angemessenes Maß an Vitalität durch dieses System pulsiert, sollte im Verlauf der kommenden zwölf Monate in jedem Land weiterhin das Ziel intensiven Lernens sein.

13 Die geistige Erziehung der Kinder ist für die Bahá’í-Gemeinde als fester Bestandteil ihrer Kultur bereits seit Langem ein Anliegen, und es ergaben sich zwei nebeneinander bestehende Konstellationen. Eine, die sich die Leistungen der Bahá’í im Iran zum Vorbild nahm, zeichnete sich aus durch die Fähigkeit, Kindern aus Bahá’í-Familien systematischen Unterricht zu geben, von Klasse zu Klasse, im allgemeinen mit dem Ziel, kommenden Generationen grundlegendes Wissen über Geschichte und Lehren des Glaubens zu vermitteln. In den meisten Teilen der Welt ist die Anzahl der Kinder, denen dieser Unterricht zur Verfügung stand, relativ klein gewesen. Die andere Situation entstand in Gegenden, wo Erklärungen in großer Zahl registriert wurden, sowohl in ländlichen, wie auch in städtischen Gegenden. Diese Erfahrung wurde bestimmt von einer mehr einbeziehenden Haltung. Doch wenn auch Kinder aus ganz unterschiedlichen Familien zugleich bestrebt und willkommen waren, Bahá’í-Klassen zu besuchen, verhinderten verschiedene Faktoren, dass der Unterricht mit der erforderlichen Regelmäßigkeit Jahr für Jahr durchgeführt werden konnte. Wie erfreut sind wir zu sehen, dass diese Dualität, eine Konsequenz historischer Umstände, wegzufallen beginnt, da Freunde, die durch den Institutsprozess trainiert wurden, überall danach streben, auf systematischer Basis Klassen anzubieten, die allen offen stehen.

14 Solch vielversprechende Anfänge müssen nun kraftvoll fortgeführt werden. In jedem Cluster, in dem ein intensives Wachstumsprogramm stattfindet, müssen Anstrengungen gemacht werden, um das Angebot geistiger Erziehung noch weiter zu systematisieren und einer stets zunehmenden Anzahl von Kindern aus Familien unterschiedlicher Herkunft zur Verfügung zu stellen – erst dann kann der Prozess der Gemeindebildung in Nachbarschaften und Dörfern an Schwungkraft zunehmen. Dies ist eine Aufgabe, die Eltern und Institutionen gleichermaßen Geduld und Mitarbeit abverlangt. Das Ruhi-Institut ist bereits gebeten worden, die Pläne schneller zu realisieren, seine Kurse für Lehrer von Kinderklassen unterschiedlicher Alterstufen, einschließlich der dazugehörigen Lektionen, fertig zu stellen. Dabei handelt es sich um Unterrichtsmaterial, das mit Kindern im Alter von 5 oder 6 Jahren beginnt und bis zu den 10- oder 11-Jährigen reicht. Dadurch wird die derzeitige Lücke geschlossen zwischen den bestehenden Kursen und den Büchern für Juniorjugendliche, wie Geist des Glaubens und das bald erscheinende Macht des Heiligen Geistes, die zum Programm für diese Altersgruppe eine deutliche Bahá’í-Komponente beisteuern. Sobald diese zusätzlichen Kurse und Lektionen zur Verfügung stehen, werden die Institute in jedem Land imstande sein, die benötigten Lehrer und Koordinatoren vorzubereiten, damit sie, Klasse für Klasse, den Kern eines Programms für die geistige Erziehung der Kinder umsetzen, um den herum sekundäre Elemente gruppiert werden können. In der Zwischenzeit sollten die Institute ihr Bestes tun, um den Lehrern geeignetes Material aus anderen bereits bestehenden Lektionen zur Verfügung zu stellen, um dies in ihrem Unterricht mit Kindern verschiedener Altersgruppen, wenn nötig, zu verwenden.

15 Das Internationale Lehrzentrum verdient unsere bleibende Dankbarkeit für den lebenswichtigen Impuls, den es den Anstrengungen verliehen hat, das frühzeitige Erreichen des Fünfjahresplanziels sicherzustellen. Wenn man das Ausmaß an Energie betrachtet, die es für dieses weltweite Unternehmen aufgebracht hat, indem es den Fortschritt in jedem Kontinent so beharrlich verfolgt und so eng mit den Kontinentalen Beratern zusammengearbeitet hat, erhascht man einen Schimmer von der gewaltigen Kraft, die der Gemeindeordnung innewohnt. Nun, da das Lehrzentrum seine Aufmerksamkeit mit ebensolcher Tatkraft den Fragen zuwendet, die sich auf die Effizienz der Aktivitäten auf Clusterebene beziehen, wird es zweifellos der Durchführung von Bahá’í-Kinderklassen besondere Beachtung schenken. Wir sind zuversichtlich, dass im kommenden Jahr seine Analyse der Erfahrungen in einigen ausgewählten Clustern mit unterschiedlichen sozialen Strukturen praktische Fragen beleuchten wird, welche die Durchführung regelmäßiger Klassen für Kinder jeden Alters in Nachbarschaften und Dörfern ermöglichen werden.

16 Die rasche Verbreitung des Programms zur geistigen Befähigung der Juniorjugendlichen stellt noch einen weiteren Ausdruck des kulturellen Fortschritts in der Bahá’í-Gemeinde dar. Während weltweit der Trend vorherrscht, diese Altersgruppe als problematisch darzustellen, verloren in den Qualen ungestümer körperlicher und emotionaler Veränderungen, unzugänglich und selbstbezogen, bewegt sich die Bahá’í-Gemeinde – in dem Wortschatz, den sie benutzt und dem Ansatz, den sie verfolgt – entschlossen in die entgegen gesetzte Richtung. Sie sieht in der Juniorjugend stattdessen Uneigennützigkeit, einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, Eifer, über das Universum zu lernen, und den Wunsch, beim Aufbau einer besseren Welt mitzuwirken. Ein Bericht nach dem anderen, in denen die Juniorjugendlichen überall auf dem Planeten ihren Gedanken als Teilnehmer des Programms Ausdruck verleihen, bezeugt die Gültigkeit dieser Sicht. Alles weist darauf hin, dass das Programm sie befähigt, ihr sich erweiterndes Bewusstsein auf die Erforschung der Wirklichkeit zu richten, was ihnen hilft, die konstruktiven und destruktiven Kräfte zu analysieren, die in der Gesellschaft wirken, und den Einfluss zu erkennen, den diese Kräfte auf ihre eigenen Gedanken und Handlungen ausüben; ihr geistiges Urteilsvermögen wird geschärft, ihre Fähigkeit sich auszudrücken verbessert und moralische Strukturen, die ihnen ihr Leben lang nützen, werden gefestigt. In einem Alter, da sie die keimenden intellektuellen, geistigen und körperlichen Kräfte verspüren, gibt man ihnen so die Mittel an die Hand, die sie brauchen, um die Kräfte zu bekämpfen, die sie ihrer wahren Identität als edle Wesen berauben würden, und um für das Gemeinwohl zu arbeiten.

17 Dass der Großteil des Programms Themen von einer Bahá’í-Perspektive, aber nicht in der Art eines Religionsunterrichts, erforscht, hat den Weg geöffnet, dieses Programm Juniorjugendlichen in unterschiedlichen Umgebungen und Umständen anzubieten. In vielen solcher Fälle begeben sich dann diejenigen, die das Programm durchführen, vertrauensvoll auf das Gebiet der sozialen Aktion, wobei sie einer Reihe von Fragen und Möglichkeiten begegnen, die wiederum vom Büro für soziale und wirtschaftliche Entwicklung im Heiligen Land in einem weltweiten Lernprozess verfolgt und organisiert werden. Bereits jetzt hat der stetig wachsende Wissens- und Erfahrungspool dazu geführt, dass mehrere Cluster in weit verstreuten Gegenden der Welt imstande sind, jeder für sich über tausend Juniorjugendliche zu betreuen. Um anderen zu helfen, sich rasch in diese Richtung zu bewegen, ist das Büro damit beschäftigt, zusammen mit einer Gruppe von Gläubigen ein Netzwerk von Zentren auf allen Kontinenten zu errichten, das dazu genutzt werden kann, Koordinatoren aus zahlreichen Clustern auszubilden. Diese erfahrenen Ausbilder werden ihrerseits, sobald sie in ihre jeweiligen Cluster zurückgekehrt sind, Koordinatoren unterstützen und dazu befähigen, eine geistig aufgeladene Umgebung zu schaffen, in der die Programme für Juniorjugendliche Wurzel schlagen können.

18 Sicherlich werden aus diesem Feld der Bemühungen weitere Erfahrungen erwachsen, aber das Handlungsmuster ist bereits klar. Lediglich die Kapazität der Bahá’í-Gemeinde beschränkt noch den Umfang, in dem sie auf die Nachfrage von Schulen und anderen Gruppen nach dem Programm antworten kann. Innerhalb der Cluster, die heute auf ein intensives Wachstumsprogramm ausgerichtet sind, gibt es eine große Bandbreite unterschiedlicher Gegebenheiten, angefangen bei ein paar sporadischen Juniorjugendgruppen bis hin zu einer genügend großen Anzahl von Gruppen, um die Dienste eines engagierten Koordinators zu benötigen, der für die Weitergabe von Wissen ständige Unterstützung von einem der Zentren erhalten kann. Um sicherzustellen, dass diese Kapazität über das gesamte Spektrum dieser Cluster zunimmt, rufen wir dazu auf, 32 Lernzentren zu errichten, von denen jedes ca. zwanzig Cluster mit Vollzeitkoordinatoren versorgen kann; diese Zentren sollen bis zum Ende des derzeitigen Plans funktionsfähig sein. In allen anderen solchen Clustern sollte die Priorität sein, im Verlauf des kommenden Jahres die Kapazität zu schaffen, das Programm anzubieten und die Anzahl der Gruppen systematisch zu vermehren.

19 Die Entwicklungen, die wir bislang erwähnt haben — das erhöhte Potenzial, den Glauben direkt zu lehren und zielgerichtete Gespräche über Themen von geistiger Bedeutsamkeit mit Menschen aller Gesellschaftsschichten zu beginnen, das Aufkeimen einer Herangehensweise an das Studium der Schriften, die untrennbar mit Handeln verbunden ist, die erneuerte Verpflichtung, den Kindern in Nachbarschaften und Dörfern geistige Erziehung auf regelmäßiger Basis anzubieten und die Ausbreitung des Einflusses eines Programms, das den Juniorjugendlichen das Bewusstsein einer zweifachen moralischen Bestimmung einflößt, nämlich die ihnen inne wohnenden Fähigkeiten zu entwickeln und zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen —, werden alle erheblich durch einen weiteren Fortschritt auf kulturellem Gebiet verstärkt, dessen Auswirkungen in der Tat weitreichend sind. Diese Evolution des kollektiven Bewusstseins wird erkennbar an der wachsenden Häufigkeit, mit der das Wort „begleiten“ in Gesprächen zwischen den Freunden vorkommt, ein Wort, dem durch die Aufnahme in den gebräuchlichen Wortschatz der Bahá’í-Gemeinde eine neue Bedeutung verliehen wird. Es signalisiert die wesentliche Stärkung einer Kultur, in der das Lernen der Arbeitsmodus ist, ein Modus, der die sachkundige Teilnahme von immer mehr Menschen an einer gemeinschaftlichen Anstrengung fördert, die Lehren Bahá’u’lláhs beim Aufbau einer göttlichen Kultur anzuwenden, was der Hüter als vorrangige Aufgabe des Glaubens bezeichnet. Eine solche Herangehensweise steht in auffälligem Kontrast zu den moralisch bankrotten und dem Untergang geweihten Gewohnheiten einer alten sozialen Ordnung, die so oft danach trachtet, sich menschliche Energie durch Beherrschung, Gier, Schuldgefühle oder Manipulation nutzbar zu machen.

20 In den Beziehungen zwischen den Freunden drückt sich diese Entwicklung der Kultur mithin in der Qualität ihres Zusammenwirkens aus. Lernen als Arbeitsmodus erfordert, dass alle eine Haltung der Demut einnehmen, ein Zustand, in dem man sich selbst vergisst, sein Vertrauen ganz auf Gott setzt, auf Seine allerhaltende Macht baut und Seines nie versagenden Beistands gewiss ist, in dem Wissen, dass Er und Er allein die Mücke in einen Adler verwandeln kann, den Tropfen in ein endloses Meer. In einem solchen Zustand arbeiten die Seelen unablässig zusammen und freuen sich dabei weniger über ihre eigenen Errungenschaften, als über den Fortschritt und Dienst der Anderen. So kommt es, dass ihre Gedanken immer darauf gerichtet sind, sich gegenseitig dabei zu helfen, die Höhen des Dienstes an Seiner Sache zu erklimmen und sich in den Himmel Seines Wissens aufzuschwingen. Dies ist es, was wir im gegenwärtigen Handlungsmuster erkennen, das sich auf dem ganzen Erdball entfaltet und von Jung und Alt, von Altgedienten und Neuerklärten verbreitet wird, die Seite an Seite arbeiten.

21 Dieser Fortschritt in der Kultur beeinflusst nicht nur die Beziehungen Einzelner, sondern man spürt seine Auswirkungen auch bei der Führung der Verwaltungsangelegenheiten des Glaubens. Nun, da das Lernen begonnen hat, den Arbeitsmodus der Gemeinde zu kennzeichnen, sind bestimmte Aspekte der Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit der Ausbreitung und Festigung den Gläubigen übertragen worden, damit bei Planung und Umsetzung besser auf die Umstände vor Ort reagiert werden kann. Insbesondere wurde mit der Einrichtung der Reflektionstreffen ein Raum geschaffen, wo sich die an den Aktivitäten auf Clusterebene Beteiligten von Zeit zu Zeit versammeln können, um im Lichte ihrer Erfahrungen und der Führung durch die Institutionen Übereinstimmung bei der Bewertung ihrer Situation zu erzielen und die unmittelbar folgenden Schritte festzulegen. Ein vergleichbarer Raum wurde durch das Institut geschaffen, damit diejenigen, die als Tutoren, Kinderklassenlehrer und Betreuer der Juniorjugendgruppen in einem Cluster dienen, sich gesondert treffen und über ihre Erfahrungen beraten können. Eng verbunden mit diesem Beratungsprozess an der Basis sind die Einrichtungen des Trainingsinstituts und des Clusterlehrausschusses, deren gemeinschaftliches Zusammenwirken mit den Mitgliedern des Hilfsamtes einen weiteren Raum schafft, in dem – in diesem Fall formellere – Entscheidungen bezüglich des Wachstums getroffen werden. Die Funktionsweise dieses Systems auf Clusterebene, das aus den Erfordernissen entstanden ist, zeigt eine wichtige Eigenschaft der Bahá’í-Gemeindeordnung: Während sie sich unter der Führung des Universalen Hauses weiter entwickelt, birgt sie wie ein lebender Organismus in sich die Fähigkeit, zunehmend komplexer werdenden Strukturen, Prozessen, Beziehungen und Aktivitäten gerecht zu werden.

22 Dass die Institutionen des Glaubens auf allen Ebenen — von der lokalen über die regionale bis hin zur nationalen und kontinentalen Ebene — in der Lage sind, mit solch zunehmender Komplexität immer geschickter umzugehen, ist sowohl ein Zeichen als auch eine Notwendigkeit ihrer stetigen Reifung. Die sich entwickelnden Beziehungen zwischen den administrativen Strukturen haben den örtlichen Geistigen Rat an die Schwelle einer neuen Stufe in der Erfüllung seiner Verantwortung geführt, das Wort Gottes zu verbreiten, die Kräfte der Gläubigen zu mobilisieren und ein geistig aufbauendes Umfeld zu schaffen. Bei früheren Gelegenheiten haben wir erklärt, dass die Reife eines Geistigen Rates nicht daran abgelesen werden kann, wie regelmäßig er tagt und wie effizient er arbeitet. Vielmehr muss seine Stärke zu guten Teilen an der Lebendigkeit des geistigen und sozialen Lebens der Gemeinde, der er dient, gemessen werden — einer wachsenden Gemeinde, die die konstruktiven Beiträge ihrer formellen Mitglieder ebenso willkommen heißt, wie diejenigen ihrer Freunde. Es ist erfreulich zu sehen, dass die gegenwärtigen Ansätze, Methoden und Instrumente den Geistigen Räten, auch den neu gebildeten, die Mittel an die Hand geben, diese Verantwortung zu erfüllen, wenn sie sich aufmachen sicher zu stellen, dass die Anforderungen des Fünfjahresplans in ihren Einzugsgebieten angemessen erfüllt werden. Tatsächlich ist die angemessene Mitwirkung des Rates am Plan entscheidend für jeden Versuch, zahlreiche Menschen willkommen zu heißen — was wiederum eine Voraussetzung dafür ist, dass das volle Ausmaß seiner Kräfte und Fähigkeiten in Erscheinung tritt.

23 Die Entwicklung, die wir zweifellos in den kommenden Jahren bei den Geistigen Räten erleben werden, ist durch die zunehmende Stärke der Nationalen Geistigen Räte ermöglicht worden, deren Fähigkeit strategisch zu denken und zu handeln merklich zugenommen hat, insbesondere da sie gelernt haben, den Prozess der Gemeindebildung an den Graswurzeln mit zunehmendem Scharfsinn und größerer Effektivität zu analysieren und bei Bedarf Unterstützung, Hilfsmittel, Ermutigung und liebevolle Führung einzuspeisen. In Ländern, in denen die Umstände es erfordern, haben sie in dieser Hinsicht einen Teil ihrer Verantwortung Regionalräten übertragen und damit bestimmte administrative Aufgaben dezentralisiert, die institutionellen Fähigkeiten in ihrem Zuständigkeitsbereich erweitert und höher entwickelte Formen des Zusammenwirkens gefördert. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass das volle Engagement der Nationalen Geistigen Räte für die Erzeugung des letzten Schubs zur Erfüllung des Ziels des derzeitigen Plans entscheidend war, und während sie gemeinsam mit den Beratern im Verlaufe der vor uns liegenden, entscheidenden und rasch verfliegenden Monate die größtmögliche Anstrengung unternehmen, ihre Gemeinden für den Einstieg in den neuen Fünfjahresplan bereit zu machen, erwarten wir eine weitere Entwicklung in diese Richtung.

24 Die Entwicklung der Institution der Berater stellte während des vergangenen Jahrzehnts fraglos einen der bedeutsamsten Fortschritte in der Bahá’í-Gemeindeordnung dar. Diese Institution hatte bereits außergewöhnliche, sprunghafte Entwicklungen gemacht, als sich im Januar 2001 die Berater und die Mitglieder des Hilfsamtes im Heiligen Land für die Konferenz versammelten, die den Einzug des Internationalen Lehrzentrums in seinen ständigen Sitz auf dem Berg Karmel markierte. Zweifellos haben die durch dieses Ereignis freigesetzten Kräfte diese Institution rasch vorangetrieben. Der Einfluss, den die Berater und ihre Hilfsämter auf den Fortschritt des Plans ausgeübt haben, zeigt, dass sie ihren natürlichen Platz an der Front auf dem Feld des Lehrens eingenommen haben. Wir sind zuversichtlich, dass das kommende Jahr die Institutionen der Gemeindeordnung fester in Zusammenarbeit verbinden wird, jede gemäß ihrer sich entwickelnden Funktionen und Verantwortlichkeiten, während alle danach streben, den Arbeitsmodus des Lernens, der ein herausragendes Merkmal der Gemeindearbeit geworden ist, zu festigen — dies vorrangig in jenen Clustern, die intensive Wachstumsprogramme durchführen.

25 Bahá’u’lláhs Offenbarung ist weitreichend und umfassend. Sie fordert eine tiefgreifende Wandlung, nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch in der Struktur der Gesellschaft. „Ist es nicht das Ziel jeder Offenbarung“, so verkündet Er Selbst, „eine Wandlung und Änderung in der ganzen Wesensart der Menschheit zu bewirken, eine Wandlung, die sich äußerlich wie innerlich erweisen und das innere Leben wie die äußeren Verhältnisse gestalten soll?“ Die Arbeit, die heute in jedem Winkel des Erdkreises vorangetrieben wird, stellt den jüngsten Stand unablässiger Bahá’í-Bemühungen dar, den Kern der herrlichen Kultur zu schaffen, die in Seinen Lehren verankert ist, deren Errichtung eine Unternehmung von unendlicher Komplexität und Größenordnung ist und Jahrhunderte der Anstrengung seitens der Menschheit erfordern wird, bis sie ihre Früchte zeigt. Es gibt keine Abkürzungen, keine Formeln. Nur wenn Bemühungen unternommen werden, sich auf Einsichten aus Seiner Offenbarung zu stützen, aus dem sich stets vermehrenden Wissen der Menschheit zu schöpfen, Seine Lehren intelligent auf das Leben der Menschheit anzuwenden und über die dabei aufkommenden Fragen zu beraten, wird das notwendige Lernen erfolgen und Kompetenz entwickelt werden.

26 In diesem Langzeitprozess des Aufbaus von Kapazitäten hat die Bahá’í-Gemeinde beinahe eineinhalb Jahrzehnte darauf verwendet, ihre Erfahrung auf dem Gebiet der Lehrarbeit zu systematisieren, zu lernen gewisse Aktivitäten für mehr und mehr Menschen zu öffnen, und ihre Ausbreitung und Festigung aufrecht zu erhalten. Alle sind willkommen sich der Gemeinde, die sie mit offenen Armen warmherzig empfängt, anzuschließen und aus Bahá’u’lláhs lebensspendender Botschaft geistige Nahrung zu empfangen. Gewiss gibt es keine größere Freude für eine Seele, die sich nach Wahrheit sehnt, als in der Feste des Glaubens Schutz zu finden und gestärkt zu werden durch die einende Macht des Bundes. Dennoch können jeder Mensch und jede Gruppe von Menschen, ganz gleich, ob sie zu Seinen Anhängern gezählt werden oder nicht, aus Seinen Lehren Inspiration gewinnen und sich all die Edelsteine der Weisheit und des Wissens zu Nutze machen, um die Herausforderungen zu bewältigen, mit denen sie konfrontiert sind. In der Tat wird die Kultur, welche der Menschheit winkt, nicht durch die Bemühungen der Bahá’í-Gemeinde alleine erreicht werden können. Zahlreiche Gruppen und Organisationen, beseelt durch den Geist einer weltweiten Solidarität, die wiederum eine indirekte Erscheinung von Bahá’u’lláhs Konzept des Prinzips der Einheit der Menschheit ist, werden zu der Zivilisation beitragen, die dazu bestimmt ist, aus dem Chaos und Durcheinander der heutigen Gesellschaft hervorzugehen. Es sollte jedem klar sein, dass die Befähigung, die im Verlauf aufeinanderfolgender weltumspannender Pläne in der Bahá’í-Gemeinde entstanden ist, diese mehr und mehr in die Lage versetzt, bei den vielfältigen und unterschiedlichen Dimensionen des Aufbaus der Zivilisation Hilfe zu leisten, und sich ihr dadurch neue Grenzbereiche des Lernens erschließen.

27 In unserer Ridvan-Botschaft 2008 wiesen wir darauf hin, dass sich die Freunde im Verlauf ihrer Arbeit auf der Clusterebene mehr und mehr in das Leben der Gesellschaft hineingezogen sehen und dadurch herausgefordert werden würden, den Prozess des systematischen Lernens, in dem sie sich befinden, zu erweitern, so dass er eine größere Vielfalt menschlichen Strebens umfasst. So wird das Gemeindeleben in jedem Cluster allmählich zu einem vielfarbigen Wandteppich, wenn gemeinsame Andachten, ergänzt durch Gespräche in der persönlichen Umgebung des Heims, verwoben werden mit Aktivitäten, die allen Mitgliedern der Bevölkerung – Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern – geistige Bildung vermitteln. Das soziale Bewusstsein wird auf natürliche Weise gestärkt, wenn sich zum Beispiel zwischen Eltern lebhafte Gespräche über die Bestrebungen ihrer Kinder entwickeln und auf Grund der Initiative von Juniorjugendlichen Dienstprojekte hervorsprießen. Wenn in einem Cluster einmal die menschlichen Ressourcen reichhaltig genug vorhanden sind und das Wachstumsmuster fest etabliert ist, dann kann, dann muss tatsächlich das Engagement der Gemeinde in der Gesellschaft zunehmen. In diesem entscheidenden Moment in der Entfaltung des Planes, wo so viele Cluster sich solch einem Stadium nähern, scheint es angebracht, dass die Freunde überall darüber nachdenken, auf welche Weise ihre wachsenden, lebenssprühenden Gemeinden am Besten zur Förderung des materiellen und geistigen Fortschritts der Gesellschaft beitragen können. In dieser Hinsicht ist es hilfreich, sich zwei untereinander verbundene, sich gegenseitig verstärkende Gebiete von Aktivitäten vorzustellen: aktive Mitarbeit in der Gesellschaft und Teilnahme an vorherrschenden gesellschaftlichen Diskursen.

28 Im Verlauf der Jahrzehnte hat die Bahá’í-Gemeinde auf diesen beiden Gebieten viel Erfah-rung gesammelt. Zunächst gibt es natürlich sehr viele Bahá’í, die sich auf Grund ihres Berufs persönlich bei sozialen Aktivitäten und im öffentlichen Diskurs engagieren. Weiterhin gibt es eine Anzahl von Nichtregierungsorganisationen, die, inspiriert von den Lehren des Glaubens, sich auf regionaler oder nationaler Ebene engagieren und auf dem Gebiet der sozial-ökonomischen Entwicklung für das Wohlergehen ihrer Mitmenschen arbeiten. Es gibt Agenturen der Nationalen Geistigen Räte, die auf unterschiedlichen Wegen für die Verbreitung des Gedankengutes arbeiten, welches zu allgemeiner Wohlfahrt führt. Auf internationaler Ebene erfüllen Agenturen wie das Büro der Vereinten Nationen der Internationalen Bahá’í-Gemeinde eine ähnliche Funktion. Soweit es notwendig und wünschenswert ist, werden die Freunde, die an den Graswurzeln der Gesellschaft arbeiten, sich auf diese Erfahrungen und Fähigkeiten beziehen, wenn sie sich bemühen, die Nöte der sie umgebenden Gesellschaft anzugehen.

29 Soziales Handeln kann am besten als Spektrum beschrieben werden , denn es reicht von recht informellen Bemühungen von begrenzter Dauer, die von Einzelnen oder kleinen Gruppen von Freunden unternommen werden, bis zu Programmen sozial-ökonomischer Entwicklung mit einem hohen Grad an Komplexität und Differenzierung, die von Bahá’í-inspirierten Organisationen durchgeführt werden. Unabhängig von ihrer Reichweite ist jede Art des sozialen Handelns darum bemüht, die Lehren und Prinzipien des Glaubens dahingehend anzuwenden, einen Aspekt des sozialen oder wirtschaftlichen Lebens einer Bevölkerung in wenn auch bescheidenem Maße zu verbessern. Derartige Bemühungen zeichnen sich also durch ihr ausdrückliches Ziel aus, zusätzlich zur geistigen Wohlfahrt auch das materielle Wohlergehen der Bevölkerung zu verbessern. Dass die Weltzivilisation, die nun am Horizont der Menschheit heraufdämmert, eine dynamische Kohärenz herstellen muss zwischen den materiellen und geistigen Bedürfnissen des Lebens, ist ein zentraler Punkt der Bahá’í-Lehren. Es ist deutlich, dass dieses Ideal tiefgreifende Implikationen hat für die Art und Weise jeglicher sozialer Aktivität, die von Bahá’í unternommen wird, unabhängig von deren Umfang und Einflussbereich. Wenn auch die Bedingungen von Land zu Land und vielleicht sogar von Cluster zu Cluster unterschiedlich sind, so dass sie von den Freunden eine Vielfalt an Bemühungen hervorrufen, so gibt es doch gewisse grundlegende Konzepte, die alle berücksichtigen sollten. Das eine ist der zentrale Einfluss, den Wissen auf das soziale Leben ausübt. Unwissenheit fortbestehen zu lassen ist die schlimmste Form der Unterdrückung; es verstärkt die vielen Mauern des Vorurteils, die als Barrieren vor der Verwirklichung der Einheit der Menschheit stehen – zugleich Ziel und Wirkungsprinzip von Bahá’u’lláhs Offenbarung. Der Zugang zu Wissen ist das Recht eines jeden Menschen, und mitzuhelfen, Wissen zu generieren, anzuwenden und zu verbreiten ist eine Verantwortung, die alle schultern müssen in dem großen Unternehmen, eine blühende Weltzivilisation aufzubauen – wobei jeder seine oder ihre eigenen Talente und Fähigkeiten einsetzt. Gerechtigkeit erfordert universelle Teilhabe. Wenn also soziales Handeln auch das Beschaffen von Gütern und Dienstleistungen in irgendeiner Form bedeuten kann, so muss doch sein hauptsächliches Anliegen sein, innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die Fähigkeit heranzubilden, an der Errichtung einer besseren Welt mitzuarbeiten. Sozialer Wandel ist kein Projekt, das eine Gruppe von Leuten für das Wohl einer anderen Gruppe durchführt. Umfang und Komplexität der sozialen Aktivitäten müssen so konzipiert sein, dass die menschlichen Ressourcen, die in einem Dorf oder einer Nachbarschaft vorhanden sind, imstande sind, das Projekt weiter zu führen. Daher sollten die Bemühungen am Besten klein beginnen und organisch wachsen, in dem Maße, wie sich die Kapazität innerhalb der Bevölkerung entwickelt. Diese erhebt sich natürlich zu neuen Ebenen, wenn die Akteure des sozialen Wandels lernen, Teile von Bahá’u’lláhs Offenbarung, zusammen mit den Inhalten und Methoden der Wissenschaft, mit wachsender Effektivität auf ihre soziale Realität anzuwenden. Und sie müssen lernen, diese Realität in einer Art zu interpretieren, die Seinen Lehren entspricht – indem sie in ihren Mitmenschen Edelsteine von unschätzbarem Wert sehen und die Wirkungen erkennen, den der doppelte Prozess von Integration und Desintegration auf Herzen und Seelen wie auch auf soziale Strukturen hat.

30 Effektives soziales Handeln dient auch dazu, die Teilnahme an den gesellschaftlichen Diskursen zu bereichern, und ebenso können die Einsichten, die aus der Beteiligung an manchen Diskursen gewonnen werden, helfen, die Konzepte, welche soziale Aktivität beeinflussen, zu klären. Auf der Clusterebene kann die Beteiligung am öffentlichen Diskurs sehr unterschiedliche Formen annehmen; sie reicht von etwas so Einfachem, wie Bahá’í-Ideen in ein alltägliches Gespräch einzuflechten, bis zu formelleren Aktivitäten, wie der Ausarbeitung von Artikeln und Beteiligung an Treffen, die sich mit Themen von sozialem Interesse befassen – wie Klimawandel und Umwelt, Regierungsführung und Menschenrechte, um nur ein paar zu nennen. Damit verbunden sind auch bedeutsame Interaktionen mit Bürgerinitiativen und lokalen Organisationen in Dörfern und Nachbarschaften.

31 In diesem Zusammenhang halten wir es für nötig, eine Warnung auszusprechen: Es ist für alle wichtig zu erkennen, dass der Wert unserer Beteiligung an sozialen Aktivitäten und öffentlichen Diskursen nicht an den Möglichkeiten gemessen werden sollte, neue Gläubige zu gewinnen. Wenn auch Bemühungen in diesen beiden Tätigkeitsbereichen unter Umständen ein Größenwachstum der Bahá’í-Gemeinde zur Folge haben können, so werden sie doch nicht zu diesem Zweck unternommen. Aufrichtigkeit ist in dieser Beziehung zwingend erforderlich. Weiterhin sollte sorgfältig darauf geachtet werden, Bahá’í-Erfahrungen nicht übertrieben darzustellen oder unangemessene Aufmerksamkeit auf im Anfangsstadium befindliche Bemühungen, wie zum Beispiel das Programm zur geistigen Befähigung der Juniorjugend, zu lenken, die man am Besten in ihrem eigenen Tempo reifen lässt. Die Losung in allen Fällen ist Demut. Der Enthusiasmus der Freunde über ihren Glauben darf nicht in Triumphalismus ausarten, der kaum gerechtfertigt ist innerhalb ihrer eigenen Reihen, noch viel weniger unter anderen Umständen.

32 Wenn wir Ihnen diese neuen Gelegenheiten beschreiben, die sich auf der Clusterebene eröffnen, heißt das nicht, dass wir Sie bitten, in irgendeiner Weise Ihren derzeitigen Kurs zu ändern. Auch sollten Sie nicht denken, dass solche Gelegenheiten eine alternative Arena des Dienstes bedeuten, die mit der Ausbreitungs- und Festigungsarbeit um die beschränkten Ressourcen und Energien der Gemeinde wetteifert. Im kommenden Jahr sollen der Institutsprozess und das Handlungsmuster, das dieser mit sich bringt, weiterhin gestärkt werden, und das Lehren sollte an erster Stelle im Bewusstsein jedes Gläubigen stehen. Weiter reichende Beteiligung am Leben der Gesellschaft sollte nicht voreilig gesucht werden. Sie wird auf natürliche Weise kommen, wenn die Freunde in jedem Cluster weiterhin die Vorgaben des Planes durch einen Prozess von Aktion, Reflexion, Beratung und Studium anwenden und daraus resultierend lernen. Die Beteiligung am Leben der Gesellschaft wird gedeihen, wenn die Fähigkeit der Gemeinde, ihr eigenes Wachstum zu fördern und ihre Lebenskraft beizubehalten, allmählich wächst. Je mehr diese Beteiligung sich auf Elemente des konzeptuellen Rahmenwerks bezieht, das die gegenwärtige Serie von globalen Plänen steuert, desto deutlicher wird ihre Kohärenz mit den Bemühungen, die Gemeinde zu erweitern und zu festigen. Und sie wird die Bewegung von Bevölkerungsgruppen hin zu Bahá’u’lláhs Vision einer blühenden und friedlichen Weltzivilisation in dem Maße fördern, in dem sie diese Elemente in kreativer Weise auf neue Gebiete des Lernens anwendet.

33 Liebe Freunde: Wie oft hat der Geliebte Meister die Hoffnung ausgesprochen, dass die Herzen der Gläubigen überfließen mögen von Liebe füreinander, dass sie sich nicht hemmen lassen durch Trennlinien, sondern die ganze Menschheit wie eine Familie ansehen mögen. „Seht keine Fremden“, ist Seine Ermahnung, „seht vielmehr alle Menschen als Freunde; denn Liebe und Einheit fallen schwer, wenn ihr den Blick auf das Andersartige heftet.“ All die Entwicklungen, die wir auf den vorangegangenen Seiten in Augenschein genommen haben, sind im Tiefsten lediglich ein Ausdruck der universalen Liebe, die durch die Macht des Heiligen Geistes erreicht wurde. Denn ist es nicht die Liebe zu Gott, die alle Schleier der Entfremdung und Trennung verbrennt und die Herzen in perfekter Einheit verbindet? Ist es nicht Seine Liebe, die Sie auf dem Feld des Lehrens anspornt und Sie befähigt, in jeder Seele die Fähigkeit, Ihn zu erkennen und Ihn anzubeten, zu sehen? Sind Sie nicht elektrisiert durch dass Wissen, dass Seine Manifestation freudig ein Leben des Leidens aus Liebe für die Menschheit erduldete? Blicken Sie auf Ihre eigenen Reihen, auf Ihre lieben Bahá’í-Brüder und -Schwestern im Iran. Sind sie nicht Beispiele der Tapferkeit, die der Liebe zu Gott entspringt, und der Sehnsucht, Ihm zu dienen? Zeugt nicht ihre Fähigkeit, die grausamste und bitterste Verfolgung zu überwinden, von der Fähigkeit von Millionen und Abermillionen unterdrückter Menschen auf der Welt, sich zu erheben und eine entscheidende Rolle zu spielen im Aufbau des Reiches Gottes auf Erden? Lassen Sie sich nicht abschrecken durch trennende soziale Konstrukte, drängen Sie vorwärts und bringen Sie Bahá’u’lláhs Botschaft wartenden Seelen in jeder städtischen Nachbarschaft, in jedem ländlichen Weiler, in jedem Winkel des Erdkreises, sodass diese sich hingezogen fühlen zu Seiner Gemeinde, der Gemeinde des Größten Namens. Es gibt keinen Moment, in dem Sie nicht in unseren Gedanken und Gebeten sind, und wir werden den Allmächtigen weiterhin anflehen, Sie mit Seiner wundersamen Gnade zu stärken.

Das Universale Haus der Gerechtigkeit

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